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Aus der "Leipziger Volkszeitung" vom 4./5.02.2006:

Offener Brief an die Vertreter der Stadt Leipzig, an O2 GmbH & Co. KG, an alle Leser

Die Unterzeichner sind Anwohner der Siedlung Monarchenhügel, aus Holzhausen sowie Meusdorf. Viele von uns sind Eltern bzw. Großeltern kleinerer Kinder und wohnen in zum Teil weniger als 100 m Entfernung zum geplanten Standort eines mehr als 30 m hohen Sendemastes von O2.
Niemand kann heute sagen, welchen gesundheitlichen Gefahren unsere Kinder und Enkelkinder auf Dauer ausgesetzt sein werden und welche Spätfolgen auf sie zukommen, wenn sie jahrelang derart intensiv einer solchen Strahlungsquelle ausgesetzt sind.
Bislang liegen keine Langzeitstudien vor, die die gesundheitliche Unbedenklichkeit der UMTS-Strahlung belegen.
Nachdem wir im Sommer 2005 durch Zufall von dem geplanten Bau des Sendemastes erfuhren, haben wir bis heute alle Möglichkeiten einer sachlichen Begegnung mit den Entschheidungsträgern der Stadt Leipzig und O2 genutzt. Leider führten bislang auch mehr als 2500 Unterschriften zu keinem Umdenken.
Für uns alle besonders enttäuschend ist, dass gerade ein stadteigenes Unternehmen wie die KWWL dem Mobilfunkanbieter das Grundstück zur Verfügung stellte. Wenn man einmal die Presse zu vergleichbaren Fällen verfolgt, haben sich vielfach gerade die Kommunen im Interesse ihrer Bürger mit aller Vehemenz gegen das Ansinnen der Mobilfunkanbieter gewehrt und auf die Standortfindung positiv eingewirkt.
Auch in unserem Fall wurde die Kommune schon im Herbst 2004 in die Standortfindung mit einbezogen. Anstatt aber von Anfang an auf einen Standort weiter weg von der Wohnbebauung zu orientieren, hatte die Kommune offenkundig keine Probleme damit, einen weniger als 50 m von der ersten Wohnbebauung entfernten Standort zu befürworten.
Erst nachdem sich unsere Anwohner hilfesuchend sowohl an den Ortschaftsrat als auch an die Stadt Leipzig und O2 wandten, verbriefte uns O2, den geplanten Standort um wenige Meter von der Wohnbebauung wegzuverlegen, beharrte aber weiter auf der Errichtung des Sendemastes auf dem Hasenberg, um, wie es heißt, den mit dem Erwerb der UMTS-Lizenz verbundenen Versorgungsauftrag zu erfüllen.
Wir sind der Meinung, dass sich wirtschaftliche Interessen dem Volkswohl und, wie im vorliegenden Fall, auch der Ablehnung der weit überwiegenden Anwohnerzahl unterordnen müssen. Erst wenn alle gesundheitlichen Bedenken ausgeräumt sind, kann der so genannrte Fortschritt Einzug halten. Wir haben nur eine Zukunft, erhalten keine zweite Chance und können nichts umtauschen.
Zur Schaffung einer belastbaren Datenbasis werden die Anwohner des Gebietes vor Aufnahme der geplanten Sendeleistung eine wissenschaftlich belegte Melatoninwertbestimmung durchführen lassen, die die Grundlage für weitergehende Untersuchungen nach erfolgter Hochfrequenzbestrahlung darstellt. Mit diesem Appell unternehmen wir im Namen der 2500 Unterzeichner den letzten Versuch einer einvernehmlichen Lösung.
Auch O2 sollte kein Interesse daran haben, potenzielle Neukunden, auch anderer Versorgungsgebiete, durch ein derart kompromißloses Vorgehen zu verprellen.
Die Gesundheit unserer Kinder ist das höchste zu erhaltende Gut. Aussagen wie mangelnde "rechtliche Möglichkeiten" (Stadt) und eingehaltene Grenzwerte (O2) bzw. wirtschaftliche Überlegungen klingen da wohl wie Ausflüchte, zumal deutsche Grenzwerte im Hinblick auf die zulässige Strahlenbelastung den wissenschaftlichen Erkenntnissen und daraus gezogenen Schlußfolgerungen anderer Länder um Jahre hinterherhinken.
Noch steht der Sendemast nicht.
Sollte dieser offene Brief nicht zu einem Umdenken bei Kommune und O2 führen, wird er zumindest einen Beitrag zu einer breit angelegten öffentlichen Diskussion zur Thematik in Deutschland führen.
Es geht um mehr als den Sendemast auf dem Hasenberg in Leipzig/Liebertwolkwitz.

Im Auftrag aller 2500 Unterzeichner

Verein Monarchenhügel e.V.                     Siedlerverein Meusdorf


In der "Leipziger Volkszeitung" vom 23.11.2005 wird im Lokalteil Borna - Geithain darüber informiert, daß Vodafone auf der Wickershainer Kirche (Kirchgemeinde Geithain / Wickershain) einen Sendemast errichten will. Dazu soll es einen "Informationsabend" am Freitag, dem 25.11., in der Kirchschule Wickershain geben.

Hoffentlich bedeutet "Informationsabend" nicht, daß die Bürger wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Dieser Mast ist sicher am wenigsten ein Problem für die Kirchgemeinde. Sie bekommt schließlich Geld dafür (wieviel?), und darauf ist heute jeder scharf. Auch bekommt man beim Gottesdienst direkt unter dem Sender am wenigsten Strahlung ab. Die Hauptabstrahlung erfolgt waagerecht mit einem Streuwinkel von je ca. 30 Grad oberhalb und unterhalb der Waagerechten. Wen wird es also treffen?



"Macht Mobilfunk krank?
Dem Strahlenmix moderner Funktechnologien sind Kontrolleure kaum gewachsen
Von Gunhild Lütge

Für neugierige oder besorgte Bürger ist die Internet-Adresse erste Wahl. Gut fünf Millionen mal klickten sie sich seit Anfang vergangenen Jahres durch die Datenbank der Bundesnetzagentur. Die gibt Auskunft über die Anzahl der Mobilfunksender im Lande und darüber, wie stark sie strahlen. Der Agentur obliegt die Kontrolle darüber, ob dabei die Grenzwerte zum Schutz der Bevölkerung vor elektromagnetischen Feldern eingehalten werden. Seit Jahren wird darüber gerätselt, ob Elektrosmog krank macht. Endgültige Wahrheiten gibt es noch nicht. Fest steht hingegen, dass »in der Regel der maximal zulässige Wert nur zu einem geringen Bruchteil ausgeschöpft wird«. Das hat die Behörde herausgefunden. Es klingt gut und schafft Vertrauen, aber nur vermeintliche Sicherheit. So sind die in Deutschland erlaubten Grenzwerte längst nicht überall Standard. In der Schweiz liegen sie beispielsweise an besonders sensiblen Orten wie Kindergärten, Krankenhäusern oder reinen Wohngebieten um ein Zehnfaches niedriger als hierzulande. Und ob diese Werte überhaupt dazu taugen, Gesundheitsgefahren abzuwehren, darüber streiten die Experten nach wie vor. Derweil werden immer neue Frequenzen für die kommerzielle Nutzung freigegeben. Das verschafft dem wachsenden digitalen Luftverkehr weitere Kapazitäten und ermöglicht Firmen neue Geschäfte. Der gesamte Strahlenmix moderner Funktechnologien und deren rasante Verbreitung machen aber eine effektive Kontrolle fast unmöglich. Zwar wird darauf verwiesen, dass das wachsende Volumen nicht unbedingt mit einer wachsenden Strahlenlast einhergehen muss, weil die Technik immer effizienter wird. Aber am Ende könnte es wie im Straßenverkehr kommen: Jedes einzelne Auto verbraucht zwar weniger Benzin, aber weil die Menge der Fahrzeuge so dramatisch angestiegen ist, konnte selbst der technische Fortschritt den Gesamtverbrauch nicht bremsen. Zu den beiden Mobilfunktechniken GSM und UMTS gesellt sich neuerdings in vielen Regionen Deutschlands DVB-T, das digitale Fernsehen. Hinzu kommen WLAN und WiMAX, zwei Funktechniken, die in Parks, Cafés, Einkaufszentren oder an anderen öffentlichen Plätzen das schnelle drahtlose Surfen möglich machen – demnächst selbst über viele Kilometer hinweg (siehe Seite 27). Und wer auch noch zu Hause über Funk ins Netz geht, ein schnurloses Dect-Telefon betreibt und zusätzlich noch zum Handy greift, der kann durchaus schon mal die amtlich festgelegte Strahlengrenze überschreiten. Auch Funkkopfhörer, Babyfone oder die Übertragungstechnik Bluetooth, welche beispielsweise die Computermaus mit dem Rechner verbinden kann, erzeugen elektromagnetische Felder. In der Regel aber stellen im Haushalt »Dect-Telefone oftmals die stärkste Quelle hochfrequenter elektronischer Strahlung dar«, antwortete die Bundesregierung im April dieses Jahres auf eine Kleine Anfrage im Parlament – und empfiehlt, »die persönliche Strahlenbelastung zu minimieren«. Das grundsätzliche Problem: Jedes einzelne Gerät darf den maximal zulässigen Wert ausschöpfen. Manche greifen deshalb zur Selbsthilfe. Der Autobauer BMW hat beispielsweise schon im Jahre 2003 mit hauseigenen technischen Lösungen die Strahlenbelastung der Dect-Telefone drastisch reduziert. Selbst die Strahlenschutzkommission, welche die Bundesregierung berät und nicht im Verdacht steht, Gefahren zu übertreiben, warnt in ihrem Jahresbericht: »Ein zunehmend drängendes Problem besteht darin, dass in der menschlichen Umgebung die Zahl der Geräte, die elektromagnetische Felder produzieren, dramatisch zunimmt.« Jedes einzelne Gerät bleibe zwar unterhalb der Grenzwerte, aber in der Summe bestünde durchaus die Gefahr, dass sie überschritten würden. Zudem sind diese Werte eine Art Hilfskonstruktion. Sie schließen nur aus, dass es zu einer Erwärmung von Gewebe kommt. Ob aber eine Strahlenbelastung auch unterhalb der Grenzwerte schädlich ist, gilt bis heute als umstritten. Erste Hinweise darauf gibt es durchaus, aber noch keine wissenschaftlichen Nachweise. »Es gibt einen großen Grauzonenbereich, in dem Schädigungen vermutet werden, aber noch nicht gerichtsfest nachgewiesen sind«, sagt Peter Nießen vom nova-Institut für Ökologie und Innovation in Hürth. Der gesetzliche Grenzwert liege am oberen Ende dieser Grauzone. Vorsorgenden Gesundheitsschutz hält er deshalb »für dringend angeraten«. Vor allem wegen der Erfahrungen aus der Vergangenheit. So habe der sorglose Umgang mit als harmlos geltenden Substanzen zu verheerenden Folgen geführt, »wie der Einsatz von Holzschutzmitteln oder Asbest«. Auch Peter Neitzke vom Ecolog-Institut in Hannover rät dazu, unnötige Strahlenbelastungen zu vermeiden. Kinder und Jugendliche sollten Handys nur in Ausnahmesituationen nutzen. Angesichts der rasanten technischen Entwicklung sei die Bewertung von Gesundheitsrisiken aufgrund gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse zwar noch nicht möglich. »Aber eben deshalb ist es umso wichtiger, vorhandene Hinweise ernst zu nehmen«, so Neitzke. Unter anderem geht es um eine mögliche Beeinflussung von Gehirnfunktionen. Was Neitzke aber besonders zu denken gibt: Durch die Einführung neuer Technologien würden immer neue Fakten und wirtschaftliche Sachzwänge geschaffen. Die wissenschaftliche Überprüfung möglicher Risiken hinke der Anwendung oft um Jahre hinterher. Etwas beruhigender klingt die Einschätzung des Informationszentrums Mobilfunk, das von den Mobilfunkbetreibern getragen wird und ebenfalls für mehr Aufklärung sorgen will: »Die große Mehrzahl der in unterschiedlichen Ländern verfassten Übersichtsarbeiten zur Auswertung des aktuellen Wissensstandes kommt zu dem Schluss, dass keine Gesundheitsgefährdung zu befürchten ist«, heißt es in der Broschüre Umwelt und Gesundheit. Nächstes Jahr dürfte weitere Spannung aufkommen. Dann nämlich werden die Ergebnisse einer ganzen Reihe neuer Studien vorliegen, die unter der Ägide des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) laufen; 17 Millionen Euro stellten der Bundesumweltminister und die Mobilfunkbetreiber dafür zur Verfügung. Untersucht werden unter anderem Wirkungen auf Gehirnfunktionen und das Krebsrisiko. Eine der weltweit größten Studien aber hat die Weltgesundheitsorganisation WHO initiiert. Seit Oktober 2000 erforschen Teams aus 13 Ländern den Zusammenhang zwischen Handynutzung und dem Risiko von Hirntumoren. Auch deren zusammenfassende Resultate werden im kommenden Jahr veröffentlicht.
Derweil empfiehlt auch das BfS, so wenig wie möglich über Funk zu kommunizieren und beim Kauf von Handys auf einen niedrigen Strahlungswert (SAR-Wert) zu achten. »So kann man ein nicht völlig auszuschließendes Risiko für die Gesundheit minimieren«, sagt Präsident Wolfram König. Die Versicherungswirtschaft hat sich längst auf die sichere Seite geschlagen. Konzerne der Assekuranz halten elektromagnetische Strahlung für ein unkalkulierbares Risiko. Sie weigern sich deshalb, Handyhersteller oder Netzbetreiber gegen mögliche Schadensersatzklagen zu versichern."

Anmerkungen:

Es gibt auch ein Informationszentrum gegen Mobilfunk, das nicht von Mobilfunkbetreibern getragen wird. Welche Unterschiede sich daraus ergeben, merkt der mündige Bürger ganz schnell beim Studium der Website: www.izgmf.de  

Die REFLEX-Studie der EU lief bis 2004; ihre Ergebnisse sind veröffentlicht (www.verum-foundation.de). Diese Studie wurde in sieben Ländern von zwölf Forschungsinstituten durchgeführt; kein einziger Mobilfunkbetreiber beteiligte sich an ihrer Finanzierung. Ein Ergebnis der REFLEX-Studie ist: hochfrequente Mikrowellenstrahlung (= HF-, Funk-, Handystrahlung) kann im Erbgut der Zellen, der DNS (englisch: DNA), Strangbrüche auslösen, die oft falsch repariert werden – "beste" Voraussetzung für die Bildung von Tumoren.

Wer nicht warten mag, bis alle Zweifel an der Gefährlichkeit der HF-Strahlung amtlich ausgeräumt sind, kann seine Handys und DECT-Telefone schon jetzt mit memon®-Transformern harmonisieren lassen.

Wer jetzt nicht das tut, was er tun kann, der darf nicht klagen, wenn es zu spät ist!

Leben Sie auch schon memon?



Neue Untersuchungen bestätigen Gefahr von Mobilfunk (OÖ-Nachrichten, 31.08.2005)

Neue Untersuchungen bestätigen Gefahr von Mobilfunk
WIEN. Die Diskussion um den Mobilfunk ist seit gestern um eine Facette reicher: Nach einer schwedischen Untersuchung warnt auch die Österreichische Ärztekammer (ÖAK) vor der Mobiltelefonie.

Eine aktuelle Untersuchung aus Schweden, die in zwei Fachmagazinen veröffentlicht wurde, bestätigt: Das Mobiltelefon zeige auf allen naturwissenschaftlichen Nachweisebenen Schädigungen der menschlichen Erbsubstanz. Zu dem gebe es laut der Untersuchung ein erhöhtes Risiko für gewisse Tumore. Besonders gefährdet sei dabei der Hörnerv. Erstmals wurde jetzt auch nachgewiesen, dass bösartige Gehirntumore auch nach langjähriger Verwendung von Mobiltelefonen und Schnurlostelefonen entstehen können.

Mit diesen Studien im Petto folgt jetzt die ÖAK der Empfehlung der Wiener Ärztekammer, zu mehr Sorgfalt mit mobilen Kommunikationsmitteln vor allem für Kinder. "Es geht wie bei vielen Umwelt- und Lebensstilfaktoren auch bei elektromagnetischen Feldern und Strahlungen um die Dosis. Und die kumuliert im Laufe der Jahre, wie die aktuellen Studien zeigen. Kinder sollten Funktelefone deshalb grundsätzlich nicht verwenden", sagt der Referent für Umweltmedizin in der ÖAK, Gerd Oberfeld.

Die heimischen Mobilfunker wehrten sich gestern vehement gegen die Warnung: Es handle sich dabei um "ein weiteres Scharmützel im unreflektierten Feldzug der Österreichischen Ärztekammer gegen mobile Funktechnologien", so die Kritik des Forum Mobilfunk (FMK).

vom 31.08.2005



 Das volle Interview im Wortlaut

BfS-Präsident König über Gesundheitsrisiken des Mobilfunks und die Aufklärung durch die Industrie. Wolfram König (Grüne) ist seit 1999 Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Vor seiner Ernennung zum Behördenchef durch Bundesumweltminister Jürgen Trittin war König von 1994 bis 1998 Staatssekretär im grün-geführten Umweltministerium Sachsen-Anhalts und zuletzt Professor an der Universität Kassel.

Herr König, lassen Sie ihr Handy beim Autofahren eingeschaltet?

Wenn möglich, schalte ich es ab. Zum Glück hat mein Dienstwagen eine Außenantenne. Die Karosserie eines Autos wirkt nämlich wie eine Barriere für Funkverbindungen. Damit sie überwunden wird, steigern Handys automatisch ihre Sendeleistung. Gerade dieser erhöhten Strahlenbelastung sollte man sich möglichst nicht aussetzen.

Haben Sie Angst, Mobilfunkstrahlung könnte Krebs auslösen?

Nein. Wenn ich aber längere Zeit in einem Auto ohne Außenantenne telefoniere, fühle ich mich unwohl.

Es ist also keine Panikmache, wenn Bürgerinitiativen vor möglichen gesundheitlichen Schäden durch Handystrahlung warnen?

Es gibt derzeit keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass mobil telefonieren Gesundheitsgefahren in sich birgt. Die gültigen Grenzwerte sind ausreichend, um nachgewiesene Gefahren zu vermeiden. Es ist dennoch richtig, sich über Risiken möglichst frühzeitig Gedanken zu machen. Schließlich reagieren manche Menschen auf Strahlungsquellen sehr empfindlich. Zudem haben wir immer noch viel Unsicherheit in der wissenschaftlichen Bewertung, wenn es um mögliche gesundheitliche Gefahren von hoch frequenter elektromagnetischer Strahlung geht.

Welche Anhaltspunkte gibt es denn dafür, dass Handy-Strahlung gefährlich sein könnte?

Es gibt thermische Wirkungen, die belegt und bekannt sind. Und es gibt weitere biologische Effekte. Zum Beispiel wurden veränderte Hirnströme beobachtet. Auch eine gestiegene Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke führen einzelne Forscher auf Handys zurück.

Können solche Effekte zu Augen-, Lymphdrüsen- oder Blutkrebs und anderen Krankheiten führen, wie Kritiker befürchten?

Solche Fragen müssen dringend beantwortet werden. Wir haben im Juni ein erweitertes Forschungsprogramm unter anderem zu Wirkungsmechanismen und zur Messung hoch frequenter Strahlung gestartet, an dem Wissenschaft, Umweltverbände sowie die Vertreter von Ländern und Industrie gemeinsam mitwirken sollen. Wir sollten aber aus Gründen der Vorsorge schon jetzt damit anfangen, alle vermeidbaren Strahlenbelastungen auszuschließen. Schließlich möchte ich verhindern, dass uns in zehn Jahren vorgeworfen wird, wir hätten trotz Hinweisen auf mögliche Risiken nur nach den ökonomischen Interessen der Mobilfunkindustrie entschieden.

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie denn vorsorgen?

Durch die Festlegung bestimmter technischer Standards sowie einer umfassenden Aufklärung der Bevölkerung. Es wird ja heute meist gegen neue Mobilfunksender protestiert. Dabei trägt zur Strahlenexposition entscheidend das Handy selbst bei. Das sendet zwar mit geringerer Leistung, aber direkt am Ohr.

Masten strahlen aber dauernd!

Deshalb muss es zu mehr Information vor dem Aufstellen von Mobilfunksendern kommen. Die Bevölkerung ist sensibler geworden. Die rund 40 000 Sendestationen, die für die neuen UMTS-Mobilfunknetze hinzukommen, werden nicht mehr widerspruchslos hingenommen. Die Menschen wollen vorher wissen, welche Risiken damit verbunden sein können.

Was schlagen Sie vor?Es geht vor allem darum, Transparenz herzustellen. Dazu gehört, dass jedes Handy einen Hinweis zur Strahlenbelastung erhält.

Reicht es, diesen Hinweis auf die Verpackung zu drucken?

Mir erscheint es sinnvoller, die Kennzeichnung auch auf den Geräten selber anzugeben. In Sachen Sendeanlagen haben die Netzbetreiber zu spät erkannt, welche Diskussion durch die Installation vieler Masten losgetreten wurde. Die Industrie hätte viel früher - so wie es jetzt endlich vereinbart wurde - die Kommunen in die Standort-Festlegung einbinden müssen.

Das klingt nach institutionalisierten Genehmigungsverfahren wie beim Atomkraftwerksbau .

Nein. Man muss so etwas nicht gesetzlich regeln. Es können auch freiwillige Verfahren sein, die allerdings bei Nichtachtung vorher festgelegter Standards zu Konsequenzen für die Mobilfunkfirmen führen müssen. Auf jeden Fall muss Transparenz für die Menschen geschaffen werden. Das ist versäumt worden und führt nun dazu, dass die Konzerne mit einem riesigen Aufwand entstandenen Ängsten begegnen müssen.

Wenn jetzt neben Ihrem Haus ein Mobilfunksender errichtet werden soll: Was würden Sie tun?

Wie jede Privatperson würde ich alles daran setzen, Informationen über die Sendeleistung vom Betreiber der Anlage zu erhalten. Danach würde ich mir meine Meinung bilden. Dafür müssen vereinfachte Informationszugänge geschaffen werden.

Die beste Vorsorge ist immer noch der Widerspruch gegen eine solche Anlage .

Viele Betroffene gehen gegen diese Anlagen vor. Deswegen ist es ja auch für die Netzbetreiber so wichtig, mit den Kommunen vorab über den besten Standort zu diskutieren. Standortentscheidungen dürfen sich künftig nicht mehr allein an den ökonomischen Interessen der Industrie ausrichten. Zudem halte ich es unbedingt für erforderlich, dass bestimmte Standorte vermieden werden.

Welche?

Ich halte es für notwendig, Standorte zu vermeiden, die bei Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern zu erhöhten Feldern führen.

Sind denn Kinder besonders gefährdet?

Kinder befinden sich noch in der Wachstumsphase und reagieren deshalb gesundheitlich empfindlicher. Wir haben hier eine besondere Verpflichtung zur Vorsorge. Ich halte es deshalb auch für dringend erforderlich, dass die Mobilfunknetzbetreiber ihre Marketingstrategien überprüfen, mit denen sie gerade Kinder als Kunden gewinnen wollen. Ich glaube, die Unternehmen könnten dauerhaft mehr Kunden binden, wenn sie etwa die Empfehlung aussprächen, dass Kinder unter 16 Jahren möglichst wenig mit Handys telefonieren sollten.

Solchen Empfehlungen wird die Industrie kaum folgen!

Die Glaubwürdigkeit der Mobilfunkindustrie wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, die Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen und die Kritiker stärker einzubinden. Dazu ist es wichtig, dass die Industrie Mittel für unabhängige Forschung bereitstellt und die Information über potenzielle Risiken unabhängigen Stellen überträgt.

Moralische Appelle sind ja immer schön anzuhören. Aber welche Druckmittel haben Sie?

Druckmittel muss die Politik bereitstellen. Die Bundesregierung diskutiert ja bereits über eine Novellierung der Bundesimmissionsschutz-Verordnung. Im Übrigen werden die Abgeordneten in ihren Wahlkreisen ständig mit diesen Problemen konfrontiert.

Ihr Amt ist dem Bundesumweltministerium unterstellt. Hat Minister Jürgen Trittin nicht schon einen Anruf von seinem Kabinettskollegen Hans Eichel erhalten? Schließlich hat der Bundesfinanzminister 100 Milliarden Mark für die UMTS-Mobilfunk-Lizenzen kassiert. Dass die Netzbetreiber nun neue Auflagen akzeptieren, ist da kaum vorstellbar!

Mit dem Verkauf der Lizenzen sind die Netzbetreiber nicht von ihrer Verpflichtung entbunden, eine risikoarme Technologie zu verwirklichen.

Welche Schutzmaßnahmen empfehlen Sie Handynutzern?

Generell Telefonate mit dem Handy möglichst kurz halten. Autofahrern würde ich dringend raten, in Wagen ohne Außenantenne ganz aufs Telefonieren zu verzichten. Zudem sollten Eltern ihre Kinder möglichst von dieser Technologie fern halten.Nichtraucher werden immer vor den Gefahren des Passivrauchens gewarnt. Gibt es das bei Handys auch? Sollten etwa Restaurants Handy-freie Zonen einrichten?Allein aus Gründen der Lebensqualität und des Genusses würde ich das dringend empfehlen.

-------------------------------------------------------------------------Das Gespräch führten Hendrik Munsberg und Thomas H. Wendel.                 -------------------------------------------------------------------------


 
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